Für wen ist Naikan
Setting
Teilnehmer praktizieren Naikan an einem geschützten und abgeschiedenen Ort. Meist einem Naikan Zentrum unter Anleitung eines Naikan Leiters.
Dort hat die teilnehmende Person einen persönlichen Raum für seine Naikan Praxis. Dieser kann beispielsweise ein eigenes Zimmer oder auch wie in traditionellen japanischen Naikans ein großer Wandschirm sein.
Der Naikanleiter ist die einzige Person mit der Teilnehmer reden sollte. Grundsätzlich sollte Kontakt mit anderen Personen während einer Naikan Woche vermieden werden. Auch mobile Telefone, Bücher, Notizbücher oder andere Ablenkungen sind nicht erlaubt. Man kann aber in den meisten Naikan-Zentren seinen Platz verlassen und spazieren gehen.
Während einer Naikan Woche betrachtet der Teilnehmer Person sein Leben in Abschnitten von zb 3 – 6 Jahren und immer bezogen auf eine bestimmte Bezugsperson (zb Vater, Großmutter, Schwester, Ehemann, usw). Es werden Erinnerungen an die entsprechende Bezugsperson während des entsprechenden Zeitraumes betrachtet und dafür die 3 Naikan Fragen zu Rate gezogen.
Ablauf von Naikan
Traditionelles Naikan geht über 7 Tage, wobei die angebotenen Naikan Wochen bezogen auf An- und Abreisetag variieren können. Nach der Ankunft bekommt man vom Naikanleiter noch einmal eine kurze Einführung und alle wichtigen Informationen zu seinem Naikan-Zentrum und dem Ablauf der Naikan-Woche. Dann wird jeder teilnehmenden Person ihr persönlicher Platz gezeigt.
Hier ein Beispiel für einen Tagesablauf in der Naikan Woche:
7:00 Uhr: Weckruf
7:45 Uhr: Frühstück
9:00 Uhr: Einzelgespräch mit dem Naikan Leiter
10:30 Uhr: Einzelgespräch mit dem Naikan Leiter
12:00 Uhr: Einzelgespräch mit dem Naikan Leiter
13:00 Uhr: Mittagessen
14:00 Uhr: Einzelgespräch mit dem Naikan Leiter
15:30 Uhr: Einzelgespräch mit dem Naikan Leiter
17:00 Uhr: Einzelgespräch mit dem Naikan Leiter
18:00 Uhr: Abendessen
18:30 Uhr: Einzelgespräch mit dem Naikan Leiter
20:00 Uhr: Einzelgespräch mit dem Naikan Leiter
21:30 Uhr: Einzelgespräch mit dem Naikan Leiter
22:00 Uhr: Ende des Naikan-Tages
Zwischen den Einzelgesprächen ist der Teilnehmer angehalten nach Anweisung des Naikan-Leiters sein Leben in Abschnitten mit Hilfe der drei Naikan Fragen zu betrachten.
Im Einzelgespräch wird der Naikanleiter den Teilnehmer noch einmal Fragen welchen Zeitraum und welche Person er betrachtet hat und ihn bitten für jede der drei Fragen Erinnerungen zu nennen die er betrachtet hat.
Es ist in vielen Naikan-Zentren auch Gepflogenheit die Naikan-Praxis mit täglichen Arbeitsaufgaben zu unterstützen. Dies ist meist mit einem Putzplan umgesetzt kann aber auch andere Aufgaben umfassen.
Am Ende der Naikan Woche gibt es meist noch ein gemeinsames Abschlussgespräch in dem die Erfahrungen der Teilnehmer ausgetauscht werden können.
Die drei Fragen
Der Kern der Naikan Methode sind drei Fragen. Diese werden während der Betrachtung des eigenen Lebens zu Rate gezogen:
Was habe ich für meine Bezugsperson getan?
Was hat die Bezugsperson für mich getan?
Welche Probleme habe ich der Bezugsperson bereitet?
Hier ein Beispiel wie diese Fragen während des Naikans angewendet werden könnten:
Der Teilnehmer betrachtet seine Mutter als Bezugsperson während des Alters von 6 – 9 Jahren
Für die erste Frage betrachtet er wie er ihr im täglichen Leben oder in einer besonderen Situation geholfen hat und findet dafür Beispiele.
Vielleicht hat er ihr beim Abwasch geholfen oder den Müll rausgebracht.
Vielleicht hat er auf ein kleineres Geschwisterchen aufgepasst, damit sie einkaufen gehen konnte.
Vielleicht hat er ihr in der Schule etwas gebastelt.
Als nächstes würde er betrachten was seine Mutter alles für ihn getan hat.
Vielleicht hat seine Mutter für ihn gekocht und das Essen angerichtet.
Vielleicht ist seine Mutter arbeiten gegangen damit er ein Zimmer und alle Lebensgrundlagen hatte.
Vielleicht hat ihm seine Mutter einen großen Wunsch zum Geburtstag erfüllen können.
Und schließlich würde er betrachten wo er seiner Mutter Probleme bereitet hat.
Vielleicht hat er seiner Mutter Geld gestohlen.
Vielleicht hat er aus versehen etwas zerschlagen und seine Mutter musste es ersetzen.
Vielleicht hat er einen Streit mit einem seiner Geschwister gehabt, den seine Mutter schlichten musste.
So wird Schritt für Schritt das ganze Leben betrachtet. Hat man einen Lebensabschnitt durch kommt der nächste. Hat man alle Lebensabschnitte mit einer Bezugsperson betrachtet, nimmt man die nächste Bezugsperson und beginnt von vorne.